Erinnerungen an alte Zeiten… DDR Teil II

…jetzt geht’s weiter mit der „DDR-Reihe“…

 

Mit welchen Gefühlen hast Du denn damals den DDR-Sport gesehen? Habt Ihr auch mal gegen „DDR-ler“ gespielt? Gab es Faustball überhaupt in der DDR? Und wie hat sich auf diesen Sport die Wiedervereinigung ausgewirkt?

ANKE: Nein, ich habe nicht gegen „DDR-ler“ gespielt, dafür war ich wohl zu jung. Aber es gab eine Nationalmannschaft der DDR bei den Männern, soweit ich weiß. Nach der Wende änderte sich für uns ziemlich viel, weil die Landesturnverbände neu geordnet werden mussten. Es kamen neue Landesturnverbände hinzu, wie zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern („Meck Pomm“), Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Das führte dazu, dass wir „Westfalen“ plötzlich zur Regionalgruppe Nord zählten, weil es nach der Wiedervereinigung den „Osten“ gab… Für uns war das ärgerlich, statt wie vorher führend in der Regionalgruppe West zu sein, hatten wir plötzlich ganz schlechte Karten in der Regionalgruppe Nord. Zwischen den starken Niedersachsen fielen wir nämlich quasi unten durch. Das betraf vor allem den Jugendbereich. In der 1. Bundesliga gab es damals Nord und Süd, in der zweiten Bundesliga waren es dann Nord/West/Ost/Süd. Natürlich war das zwar für uns sportlich ärgerlich, aber auch spannend. Da waren auf einmal Teams, von denen man nie vorher gehört hatte, zum Beispiel SV Kubschütz, SG Bademeusel, FSV Hirschfelde. Wir sind ein Jahr zu einer Jugend-DM gefahren. Auf der Autobahn stand an unserer Ausfahrt: Letzte Ausfahrt vor Polen und auf dem Sportplatz beim SG Bademeusel hatte man manchmal polnisches Netz am Handy. Die Sportplätze und die Sporthallen waren häufig nicht besonders modern, aber das kannte man auch von anderen Landesteilen im „Westen“.

Hast du heute persönliche oder auch geschäftliche Kontakte in die ehemalige DDR? Und siehst du einen konkreten Unterschied zwischen den ehemaligen „Ost- und Westbürgern“?

ROLAND: Bevor ich darauf eingehe, möchte ich noch etwas zu der Zeit meiner Ausbildung als Werbekaufmann sagen. Wir waren 1991 einer der ersten Klassen, in der Wessis und Ossis gemischt waren. Es sprossen nämlich damals sagenhaft viele Agenturen aus dem Boden. In Berlin war ja völlig abgeschnitten von den Märkten und bis heute hat kein deutsches Weltunternehmen sein Headquarter in der Hauptstadt. Im Osten der Stadt gab es eine Agentur, in der – offenbar die Ex-SED – Geld geparkt hatte, nennen wir das mal so höflich. Sie hatte die modernste IT, die man sich denken kann. In der Spitze saßen nur ehemalige Genossen. Von den Westdeutschen wurden die natürlich gemieden. Sie war rein ostdeutsch –alles war und blieb bei denen der Vergangenheit verpflichtet. In der Betriebsmasse müssen Millionen gesteckt haben. Man muss nicht weiter rätseln, wen sie so als Kunden hatten. Die Agentur gibt es heute noch. Als Texter, der für große Agenturen arbeitet, muss ich sagen, dass es für mich im Grunde keine Trennung von Ost und West, sondern eher zwischen Berlin und Rest-Deutschland gibt. Mit Ostdeutschen arbeite ich natürlich oft zusammen. Sie müssen es mir nicht sagen, meistens erkenne ich sie sofort. Und das liegt nicht am Akzent. Es ist eine Haltung, eine Position, eine bestimmte Haltung gegenüber Vorgesetzten beispielsweise. Auch in der Kreation denken sie häufig, sagen wir, systemtreu, sehr dem Kunden verpflichtet, wollen, dass er bekommt, was er erwartet. Das schließt Überraschungen, die ja auch positiv sein können, aus. Sie tanzen ungern aus der Reihe. Diese Erfahrung mag sehr subjektiv sein, aber ich kann mit keiner anderen dienen. Dieses Denken bietet sich übrigens, wie ich finde, sehr für die Arbeit mit Großkonzernen an. Aber es hat da auch viele Veränderungen gegeben. In den frühen 90ern habe ich viele Ostdeutsche kennengelernt, die auf Wessi machten. Weißt Du noch, damals Pink Floyd, Frank Zappa, wir in den 70ern und 80ern und zählten dann legendäre Konzerte auf, auf denen sie nie waren… das klang echter als echt. Es war diese 100%ige Authentizität. Sie haben sie in einer Art Nachholbedarf filmisch, angehört und angelesen wahrgenommen, aber eben nicht in Echtzeit. Noch komischer fand ich allerdings die Wessis, die dann in den 90er Jahren in den Prenzlauer Berg gezogen sind und allen Ernstes von „wir im Osten“ sprachen. Schade nur, dass das oft schwäbisch klang. So oder so wurde die eigene Identität zum Faktor der Selbstbehauptung und eben auch der Abgrenzung. Man war stolz auf das Etagenklo, auf Hausgemeinschaft, Broiler und Spree-Quell. Ich empfand dieses völlig notorische und neurotische Verbal-Gewichse als kleinkariert. Diese Leute wollten partout anders als alle anderen sein, wurden aber in ihrem vermeintlichen Avantgardismus zu echten Spießern. Sie kauften auf dem Flohmarkt dann DDR-Klamotten und fanden das dann hip, es mit ihrem eigenen Style zu kombinieren. That was not my cup of tea. Aber zu Deiner ursprünglichen Frage: Ich habe ein paar wenige Freunde, die aus der DDR stammen, meistens aber vor 1989 schon in den Westen kamen. Sie sind mir wirklich wichtig und vor allem wichtig für meinen Lebensweg gewesen.

…to be continued soon…

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