Heute morgen habe ich mich gefragt, wie lange ich eigentlich schon im Protokoll bin. Und dann habe ich es überschlagen. Es sind 72 Wochen, rund 18 Monate und ca. 500 Tage. Noch nicht lange genug um in Jahren zu rechnen.
Das ist wie früher, als die Kinder klein waren. Zuerst rechnet man in Wochen, dann in Monaten, dann feiert man den 1. Geburtstag.
Ich blicke also auf eine geraume Zeit zurück. Bei meiner Verlaufsform der MS spricht mein Protokollarzt aber davon, dass man erst nach drei Jahren die Therapie beurteilen kann. Im Sinne von: es hilft. Oder es hilft nicht. Das Ziel bei der progredienten Form ist, die ständige Verschlechterung aufzuhalten. Ich kann schon jetzt sagen, dass es mir gut geht. Schwierig ist es in solchen Phasen, in denen die Umstände anders als normal sind. In den letzten Wochen war es die ungewöhnliche Hitze, die auch gesunden Menschen zu schaffen gemacht hat. Bei mir kann ich sagen, dass 1-2 Tage über 30° normalerweise nicht so das ganz große Problem sind, man nimmt sich eine Auszeit und dann geht es wieder besser. Jetzt war das nicht möglich, es wäre eine wochenlange Auszeit geworden. Ich habe mich gefühlt wie nach 5 Tagen Cortisoninfusionen. Kaum in der Lage, mich um den normalen Alltag zu kümmern. Und 3-5 Mal in der Woche für 30 Minuten das Gehen zu trainieren…keine Chance.
Es war eine Ausnahmesituation. Und wenn ich die außen vor lasse, kann ich sagen: es geht mir gut. Und das verdanke ich dem Coimbra-Protokoll.
Und ich habe tolle Ärzte. Meinen Hausarzt, der dafür sorgt, dass ich die notwendigen Blut- und Urinkontrollen bekomme, meinen Protokollarzt, der mich unterstützt, auch wenn ich aus meinem Bauch heraus die Dosis reduzieren will, meinen Orthopäden, meine Urologin. Und meine Physiotherapeutin, die mir zweimal pro Woche zur Seite steht.
Als die Hitze jetzt vorbei war, habe ich getestet, was eigentlich noch so geht. Ich habe mir meine Walkingstöcke genommen und bin losgegangen. Und habe quasi einen neuen persönlichen Rekord aufgestellt. Ich bin sehr zuversichtlich, dass mir Coimbra helfen wird, irgendwann die ständige Verschlechterung aufzuhalten.
Vielleicht ist es auch schon soweit.
Bei meinem Trainings“Gang“ habe ich zwei Enten auf dem Kurpark Teich fotografiert. Es sah aus, als würden sie in der „Entengrütze“ feststecken. Aber sie ließen sich nicht aufhalten und schwammen einfach weiter.
Das mache ich auch. Und mein großes Ziel ist es, irgendwann wieder etwas joggen zu können, so wie früher.
Noch klappt es nicht. Aber wenn die drei Jahre rum sind vielleicht ?