Creepy

Ich muss zugeben, dass dieses kleine Stück(chen) Papier sehr harmlos aussieht. Gestern aber hat es mich in große Schwierigkeiten gebracht.

Vorgeschichte: Seit meiner Kindheit habe ich allergisches Asthma. Ich habe immer ein Asthmaspray in der Tasche. In diversen Taschen…
Handtasche. Rucksack. Nachttisch. Gut verteilt an den Orten, wo ich es vielleicht notfallmäßig zur Hand haben muss. Man kennt das…Wie Taschentücher, wenn man Heuschnupfen hat.
Seit einigen Wochen habe ich mehr Probleme mit meiner Atmung. Keine Ahnung, warum. Jetzt kam ich auf die großartige Idee, mir ein Cortisonspray aufschreiben zu lassen. Gehörte früher zu meinem Standardrepertoire.
Inzwischen brauche ich es kaum noch. Glücklicherweise.

Das Procedere läuft so ab:
Erstens normales Asthmaspray schütteln und inhalieren
Zweitens Cortisonspray schütteln und einatmen.
Meistens und auch in diesem Fall ist es ein Pulver, das man einatmet

So weit, so gut. Nix Neues.
Es dauert in der Regel einige Tage, bis das Cortison anschlägt.
Bei mir geht das immer recht fix.
Erste Runde geschafft, nach ca. einer Stunde (oder zwei) will ich nochmal mein Asthmaspray nehmen. Das ist das, was normalerweise sofort Erleichterung bringt, weil es die Bronchien erweitert.

Normalerweise. Nicht so gestern.
Durch irgendetwas (ist mir ein Rätsel wie) ist ein kleines Stück Papier im Inhalator gelandet. Scheint ein Fetzen von der Medikamentenschachtel zu sein.
Und da man ja schüttelt und dann möglichst tief einatmet, habe ich es geschafft, dieses Papier so weit einzuatmen, dass es vor der Luftröhre gelandet ist.
Und ich NICHT mehr atmen konnte. Es gab beim Versuch, einzuatmen, gruselige Geräusche. Ähnlich wie durch einen Grashalm zu quietschen.
Ihr kennt das.
Dass ich das auch mit einem Stück Papier vor meiner Luftröhre schaffe war mir neu. Ich möchte das auch auf gar keinen Fall wiederholen!
Man kann sich vorstellen, dass ich kurz in Panik ausbrach.
Es ist tatsächlich gar nicht schön.
Nach vermutlich 10-20 Sekunden habe ich es zum Glück geschafft, es auszuhusten. Und da lag es, im Bogen ausgehustet auf meinem Bett.
Ich war verwirrt. Und erleichtert. Beides…sehr.

Eine Stunde später hatte ich mich einigermaßen bekrabbelt. Ich brauchte bestimmt eine Stunde, um mich wieder zu sammeln.
Ich war alleine, das ist gut so. Das war sicher verstörend, wie ich auf dem Bett sitze und um Luft kämpfe.

Natürlich gingen mir dann sehr viele Gedanken durch den Kopf. Erinnerungen an früher, als ich häufig nächtelang im Bett gesessen habe und gekämpft habe. Einfach nur atmen zu können. Eigentlich so einfach. Und sollte automatisch passieren. Irgendwann gab es bessere Medikamente. Die haben dann mein Leben echt erleichert.
Früher bekam ich in solchen Nächten Zäpfchen, die eine Stunde brauchten, bis es etwas besser wurde. Liegen konnte ich nicht, nur sitzen.
Ich kann mich an Situationen im Sportunterricht erinnern. Ich konnte nicht mehr laufen. Atemnot. Ein richtig schlimmes Gefühl.

Eben total Creepy.

Jetzt abhaken und möglichst schnell vergessen. Wird nie wieder passieren. Und garantiert werde ich jedes Mal meinen Inhalator checken. Ob sich nicht zufällig was darin versteckt. 🙂

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